Am 23. April 2024 hatten die Schüler der 8c der Sekundarschule Blomberg das besondere Privileg, einen Zeitzeugen des Nationalsozialismus, Herrn John Joep Visser, im Rahmen des Gesellschaftslehreunterrichts von Herrn Wakup begrüßen zu dürfen. Herr Visser (91), kommt aus den Niederlanden und besuchte die Schule auf Einladung seines Urenkels Jamie, der in der Klasse von Herrn Wakup unterrichtet wird.
Herr Visser trug sehr eindrückliche Erinnerungen aus seiner Kindheit vor: Als die Wehrmacht im Jahr 1940 die Niederlande überfiel, war er gerade einmal sieben Jahre alt. Er berichtete den Schülerinnen und Schülern, wie seine Familie ihren Wohnort und fast all ihren Besitz zurücklassen musste. Unter den wenigen geretteten Gegenständen befand sich unter anderem eine Kaffeemühle. Diese Kaffeemühle durchlief eine erstaunliche Transformation: Von einem Luxusprodukt, das dem Mahlen von Kaffee diente, zu einem Überlebenswerkzeug, das verwendet wurde, um das wenige Getreide, das man auftreiben konnte, zu mahlen und so den allgegenwärtigen Hunger zu lindern. Die Kaffeemühle ist der einzige Gegenstand, der die Zeiten überdauert hat und befindet sich noch heute im Besitz der Familie.
Durch seinen deutschen Vater konnte Herr Visser Deutsch sprechen, was ihm in diesen schwierigen Zeiten gelegentlich von Nutzen war, dennoch war das tägliche Leben ein Kampf ums Überleben, gekennzeichnet durch viele Entbehrungen und noch mehr Verluste. Seine Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus hinterließen bei Herrn Visser nicht nur psychische Spuren – auch körperlich wurde er gezeichnet, als ihn ein Schrapnell im Halsbereich traf, das noch heute Auswirkungen auf seine Stimme hat.
Bemerkenswert ist, dass Herr Visser trotz all dieser negativen Erfahrungen weder verbittert ist, noch den Deutschen irgendwelche Ressentiments gegenüber hegt. Im Gegenteil: Herr Visser ist sehr aufgeschlossen und setzt sich aktiv für die Versöhnung zwischen den Niederländern und den Deutschen ein. Er unterstützt Initiativen wie länderübergreifende Gedenkveranstaltungen, um die Erinnerung an die Vergangenheit wachzuhalten und auf eine bessere Zukunft hinzuarbeiten. Deutschland, so teilt er mit, sei seine „zweite Heimat“.
Die Schülerinnen und Schüler lauschten gespannt den Worten von Herrn Visser und stellten viele Fragen zu seiner Kindheit und seinen Erfahrungen während des Krieges. Immer wieder und mit Nachdruck hob Herr Visser hervor: „Freiheit ist das höchste Gut!“
Abgerundet wurde der Bericht durch zeitgenössische Fotografien, die viele Eindrücke aus seinem Leben unter der Besatzung zeigten.
Besuche in Schulen wie die von Herrn Visser dienen als wichtige Erinnerung und auch als Mahnung an die jungen Generationen, damit die Grausamkeiten der Vergangenheit nie vergessen werden. Ein Umstand, der heute mehr denn je Berücksichtigung finden muss!
(Text: R. Wakup)
Die Klasse 8c mit Herrn Visser (Foto: H. Kronemeyer)